Bio in der Metropolregion – Fakten, Trends und Rahmenbedingungen

Bio in der Metropolregion – Fakten, Trends und Rahmenbedingungen

Auch in 2018 zeigt die Umsatzkurve der Berlin-Brandenburger Bio-Branche nach oben. Nach Erhebungen der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) liegt der Gesamtumsatz des regionalen Naturkostfachhandels (inklusive Direktvermarkter, handwerklich arbeitende Betriebe und Lieferdienste) mittlerweile bei über 530 Millionen Euro. Das bedeutet ein Wachstum von ca. 7 Prozent.

Wachstumsmotor: Bio-Supermärkte
Der Aufwärtstrend im regionalen Fachhandel folgt wesentlich dem anhaltenden Erfolg der Bio-Supermärkte. Von 118 erhöhte sich die Anzahl auf aktuell 126, diese Zunahme entspricht wie im Vorjahr über 9 %. Regionaler Marktführer bleibt die Bio Company (50 Filialen), gefolgt von denn’s Biomarkt (41), Alnatura (20) sowie der LPG (8 Filialen).

Nach einer kurzen Atempause in 2017 ist der klassische Fachhandel 2018 wieder auf seinen gewohnten Wachstumskurs eingeschwenkt. Parallel baut der gesamte kon-ventionelle Lebensmitteleinzelhandel sein Bio-Sortiment aus, besonders intensiv ist dies bei den Vollsortimentern wie Edeka und Rewe zu beobachten.

Bioland und Lidl: Sündenfall oder Normalität außerhalb der Nische
Traditionell war deutsche Verbandsware vor allem im Naturkostfachhandel erhältlich, der auf die höheren Standards von Verbands-Bio im Vergleich zu den Mindeststandards von EU-Bio großen Wert legt. In den vergangenen Jahren bauten aber bereits die Vollsortimenter Rewe und Edeka ihre Sortimente mit Naturland- bzw. mit Demeter-Sortimenten aus.

Ein neues Kapitel schlägt nun die zum 1. Januar 2019 begonnene Kooperation von Deutschland größtem Bio-Anbauverband mit dem Discountriese Lidl (3.200 Filialen) auf.

Innerhalb der Bio-Branche wird die erstmalige Kooperation mit einem Discounter kontrovers diskutiert. Von außen betrachtet dürfte es eine Entwicklung sein, der sich beide Seiten nicht entziehen können: Im konventionellen Handel setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass „Geiz ist geil“ als alleinige Strategie ausgedient hat und die Kundschaft zunehmend Produkte nachfragt, die eine Seele, eine Herkunft und ein umfassendes Qualitätsversprechen haben.

Gleichzeitig ist es so, dass im Fachhandel trotz des anhaltend dynamischen Wachstums „nur“ 30 % des deutschen Bio-Umsatzes realisiert werden. Und da aktuell in praktisch allen Bundesländern ein Umstellungsboom zu beobachten ist, ist es andererseits folgerichtig, die höhere Verbandsqualität nicht als anonyme EU-Ware an den Handel zu geben.

Die nun eingegangene Kooperation birgt Chancen wie Gefahren, die mit dem Weg aus der Nische einhergehen. Spannend ist insbesondere die Frage, ob es Bioland gelingt, sich als Premiummarke gegenüber dem Discounter im Sinne einer Qualitätsführerschaft zu behaupten.

Ökologischer Landbau ist eine Erfolgsgeschichte
Der ökologische Landbau wird immer wichtiger und erfolgreicher: Den Ökolandbau sieht selbst der Bauernverband nicht mehr als Bedrohung, sondern als echte Chance und empfehlenswerte Alternative, auch für bisher konventionell wirtschaftende Betriebe. Die anhaltend hohen Erzeugerpreise infolge anhaltend steigender Nachfrage sind hierfür das tragende Fundament, aber auch die anhaltende Kritik an der konventionellen Produktion führt zu einem Umdenken.

Hinzu kommt das politische, administrative und finanzielle Bekenntnis, das mittlerweile in den meisten Bundesländern zu beobachten ist und den Betrieben die Zuversicht stärkt, langfristig auf das richtige Pferd zu setzen.

So herrscht in ganz Deutschland Aufbruchstimmung, allein im Kalenderjahr 2017 wuchs die deutsche Ökofläche um glatte 10 %, 2016 waren es sogar fast 15 %. Der Öko-Flächenanteil lag damit 2017 bereits bei 8,2 %, mehr als jeder 10. Betrieb wirtschaftet inzwischen ökologisch. Am Markt wurde bereits 2017 erstmals die 10 Mrd. €-Marke geknackt. Für 2018 liegen noch keine verlässlichen Zahlen vor, aber es kann von einem Wachstum wie in 2017 ausgegangen werden.

Entwicklung des ökologischen Landbaus in Brandenburg
Auch Brandenburg kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen – im Jahr 2017 wuchs die Ökofläche um 9.619 ha auf 155.431 ha oder nunmehr 11,7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dies entspricht einem Zuwachs von 6,6 % in 2017 bzw. 5,15 % in 2018. In 2018 wurden nach Angaben des Brandenburger Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) weitere 8.000 ha angemeldet. Dies deckt sich auch mit der Aussage der in der Region tätigen Öko-Anbauverbände, die in 2018 sehr viele Anfragen interessierter Betriebe zu bearbeiten hatten.

Leistungen und Versäumnisse der Landesregierung unter Jörg Vogelsänger
Angesichts der bevorstehenden Brandenburger Landtagswahl, die am 1. September 2019 stattfindet, ist es Zeit für eine Bilanz zur nunmehr zweiten Amtszeit von Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger. Wichtigste Kriterien für die Bewertung seines Erfolgs sind hierbei die Flächenentwicklung des Ökolandbaus in Brandenburg und die getroffenen Festlegungen.

Die Habenseite
Erhöhung der Ökoflächenprämie
Das mit Abstand wichtigste (und bisher auch einzige öko-spezifische) Instrument ist in Brandenburg die Öko-Flächenförderung. Die Basisprämie für Ackerland wurde zum Beginn der EU-Förderperiode im Jahre 2014 auf 210 Euro / ha angehoben. Damit orientiert sich Brandenburg jetzt am bundesweit empfohlenen Richtwert für die standortangepasste Landwirtschaft (MSL). Vorher unterschritt Brandenburg diesen Richtwert im Rahmen der erlaubten Abweichung von bis zu 30 %.

Neue Beratungsrichtlinie in Brandenburg
Im September 2018 wurde die „Richtlinie des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg zur Förderung der Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Beratungsdienstleistungen“ bekanntgegeben. Nach dieser Richtlinie können sich Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe in verschiedenen Förderkategorien Beratungskosten von jeweils und jährlich bis zu 1.500 Euro für einzelne Beratungskategorien fördern lassen.

Die drei GAK-kofinanzierten Fördertatbestände gliedern sich in die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit (I), die Verbesserung des Tierwohls (II) und die Verbesserung der Ressourceneffizienz, des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes (III). Hinzu kommt die sozioökonomische Beratung (Betriebsübergabe, Liquiditätsprobleme, Krankheit, Todesfälle etc.), die ausschließlich aus Landesmitteln finanziert wird.

Gerade für den naturgemäß besonders beratungs- und wissensintensiven Ökolandbau ist dies eine äußerst wichtige und lang geforderte Investition in die Köpfe der Brandenburger Agrarlandschaft.

Förderinstrument EIP-AGRI
In der EU-Förderperiode 2014-2020 ist mit den Europäischen Innovationspartnerschaften zur Ver-besserung der landwirtschaftlichen Produktivität und Nachhaltigkeit, kurz „EIP-AGRI“, ein innovatives Förderinstrument der Europäischen Union übernommen und eingeführt worden. Für die Umsetzung in Deutschland sind die Bundesländer zuständig. Die FÖL beteiligt sich als Lead-Partner mit dem Projekt „Regionales Bio-Gemüse aus Brandenburg“ (www.biogemuese-brandenburg.de) an dem Förderprogramm.

Mit EIP soll der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis gefördert werden und zwar explizit praxisorientiert mit direktem Nutzen für die Landwirtschaftsbetriebe. Hierzu bilden Landwirte, Wissenschaftler, Berater und Verbände eine sogenannte „Operationelle Gruppe“ und bearbeiten gemeinsam das in der landwirtschaftlichen Praxis identifizierte Problem. Über diesen verbesserten Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sollen die Projektergebnisse den Landwirten schneller und in angepasster Form zur Verfügung stehen. Damit auch Landwirtschaftsbetriebe außerhalb der Operationellen Gruppe von den Ergebnissen profitieren, ist deren Verbreitung fester Bestandteil der Förderprojekte.

Brandenburg mit vorbildlicher Umsetzung
Für Brandenburg und Berlin wurden für die EU-Förderperiode 2014 bis 2020 insgesamt 25,6 Millio-nen Euro für die EIP-Förderung bereitgestellt, wovon 20 Prozent durch Landesmittel kofinanziert werden. Es wurden seit Programmstart 2015 nach 4 Aufrufen insgesamt 22 Projektanträge bewilligt, welche eine Projektlaufzeit zwischen 3 und 5 Jahren haben. Damit liegt Brandenburg bei diesem innovativen Förderinstrument deutschlandweit an der Spitze – sowohl bei der Mittelausstattung als auch bei der Anzahl der Projekte.

Es ist zu hoffen, dass EIP in der Förderperiode ab 2021 weiter ausgebaut wird und damit die praxisorientierte Forschung in der Landwirtschaft weiteren Aufwind erhält. Gerade der längerfristige Horizont mit Projektlaufzeiten von bis zu 5 Jahren und eine damit verbundene 100 % Finanzierung ermöglichen erst die nachhaltige Bearbeitung komplexer landwirtschaftspraktischer Probleme.

Die Versäumnisse
Trotz der obigen Fortschritte wird dem Land Brandenburg und unserem Minister nachgesagt, in Sachen Ökolandbau im Zweifelsfall auf der Bremse zu stehen. Dies ist sehr bedauerlich, zumal Brandenburg einen naturgemäß hohen Bio-Anteil hat und man daraus einen klaren Wettbewerbsvorteil Brandenburgs ableiten könnte.

Festlegungen im Koalitionsvertrag
Am auffälligsten ist dieser Widerspruch zwischen Zielstellung und Umsetzung im Koalitionsvertrag. So legte sich die Landesregierung im letzten Koalitionsvertrag auf folgende Ziele fest:

„Wir wollen die Spitzenstellung Brandenburgs im Ökolandbau weiter ausbauen. Um bessere Zugänge insbesondere zum Berliner Markt zu schaffen, werden wir eine Verarbeitungs- und Vermarktungsstrategie entwickeln.“

Beide Ziele hat man weder zielstrebig verfolgt noch erreicht: War Brandenburg aufgrund seiner schwachen Böden bis dato mehr als 10 Jahre unangefochten Spitzenreiter beim Öko-Flächenanteil, so musste man sich mittlerweile von Saarland (16 %) und Hessen (13,4 %) überholen lassen. Baden-Württemberg ist bereits auf Augenhöhe …

Darüber kann auch die kurz vor Weihnachten 2018 verkündete Mitteilung mit der Überschrift „Weiterer Flächenzuwachs im ökologischen Landbau“ nicht hinwegtäuschen.

Auch wenn der Minister betont, dass sich der Flächenanteil seit 2014 von 134.763 Hektar auf 155.431 Hektar im Jahr 2017 um 20.668 Hektar erhöhte, sagt er nicht, dass er kurz zuvor einen bundesweit einmaligen Rückgang zu verantworten hatte: 2010 standen wir schon mal bei 140.795 ha!

Somit fällt die Gesamtbilanz diesbezüglich also sehr bescheiden aus: Seit seinem Amtsantritt im Jahre 2010 wuchs die Ökofläche lediglich um 14.636 ha. In Prozenten gerechnet sind das gerade mal 10,4 % oder 1,15 % per anno! Und das in einer Zeit, in welcher der Bio-Markt geradezu explodierte und vor dem Hintergrund, dass die zumeist ertragsschwachen Böden Brandenburgs und der Berliner Markt vor der Tür eigentlich beste Voraussetzungen für die ökologische Wirtschaftsweise darstellen.

Besonders eindrücklich lässt sich die fehlende bzw. im Vergleich zu geringe Unterstützung an dem marginalen Zuwachs im Vergleich mit den anderen Bundesländern ablesen.

So liegt Brandenburg zwar im deutschlandweiten Vergleich an Platz 3 bei der ökologisch bewirtschafteten Fläche, nimmt aber die vorletzte Position ein, wenn es um den prozentualen Anteil von Bio-Fläche an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche geht. Wenn man jedoch bedenkt, dass in der Amtszeit von Vogelsänger (2010-2017) von dem absoluten Flächenzuwachs von 68.231 ha 53.595 ha aus den Nullerjahren stammen, sähe man sich auf dem allerletzten Platz wieder. Es muss also die Frage erlaubt sein, ob man so den Spitzenplatz verteidigen kann und will…

Festlegungen in der Brandenburger Biodiversitätsstrategie von 2014
Dabei hat man sich in der im Jahre 2014 verabschiedeten und 2015 in den Koalitionsvertrag über-nommenen Brandenburger Biodiversitäts-Strategie sogar auf ein konkretes Ziel für den Ökolandbau festgelegt: Als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Sicherung / Erhöhung der Biodiversität sollte der Ökolandbau bis zum Jahre 2020 auf exakt 20 % erhöht werden. Interessanterweise handelte sich hierbei nicht nur um eine vage Zielformulierung, sondern um das Ziel (20 %). Der Zeitraum (2014-2020), die Zuständigkeit (MLUL) wie auch die Strategie und das zu verwendende Instrument (Flächenförderung via Kulap) waren klar benannt: Nur – offensichtlich dachte man nicht ernsthaft daran, die ausgegebene Zielmarke auch nur wirklich erreichen zu wollen.

Fehlende Anreize zur Umstellung (Umstellungsprämie)
Dass man den eigenen Anspruch nie wirklich ernst nahm, zeigt auch das Fehlen einer zweijährigen „echten“ Umstellungsprämie. So wirft der Vergleich mit den anderen Bundesländern erneut kein gutes Licht auf die Brandenburger „Strategie“: Am Ranking bei den Prämien für die zweijährige Umstellungsförderung ist abzulesen, dass Brandenburg bzw. Vogelsäger sich entschieden hat, hier keine besonderen Anreizsignale auszusenden.

Die Botschaft ist klar: Es sollen nur jene Betriebe umstellen, die sich davon nicht abhalten lassen und in der Lage sind, das Risiko, das mit der kompletten Betriebsumstellung einhergeht, allein zu schultern. Für eine nachhaltige Markterschließung viel schlimmer ist jedoch das gänzliche Fehlen der angekündigten Verarbeitungs- und Vermarktungsstrategie, um insbesondere den nachhaltig lukrativen Berliner Markt vor der eigenen Haustür zu erschließen.

Damit entsteht der Verdacht, dass es unter der jetzigen Führung keine Ideen/Visionen oder kein Interesse gibt, eine kohärente, stimmige und überzeugende Gesamtstrategie für die Entwicklung der Zukunftsbranche Ökolandbau zu entwickeln.

Brandenburg – Deutschlands größtes Bundesland ohne Öko-Aktionsplan
Hierzu passt auch, dass Brandenburg mittlerweile unter den deutschen Flächenländern neben Schleswig-Holstein das einzige Bundesland ist, das keinen Öko-Aktionsplan erarbeitet hat. Dabei wäre in Brandenburg die Herausforderung umso größer, als dass man mit Berlin nicht nur den größten Bio-Absatzmarkt ganz Europas in seiner Mitte weiß, sondern auch erkannt hat, dass man nach den Verwerfungen auf dem Weltmarkt (Milchpreis- und Schweinefleischkrise) den regionalen Qualitätsmarkt stärker in den Fokus nehmen sollte.

Da dies aber 25 Jahre vernachlässigt wurde, wäre jetzt ein umso beherzteres und entsprechend zielgerichtetes Handeln notwendig. Und wenn man auf Qualitätsprodukte „Made in Brandenburg“ setzen möchte, ist man mit Bio immer auf der richtigen Seite – zumal man hier auf einen aufnahmefähigen und willigen Markt stößt – und zwar nicht nur im Fachhandel, sondern auch im LEH.

Da aber in den Wendejahren vieles an Knowhow, Kompetenz und Struktur verloren ging, müssen bestimmte Wertschöpfungsbereiche oder -ketten in der Region komplett neu aufgebaut und entwickelt werden – und zwar ökologisch wie konventionell. Und genau dafür bedarf es einer initiierenden Begleitung und Unterstützung. Hierüber wird bereits viel gesprochen und diskutiert (Anbauverbände, FÖL, pro agro, LBV, Cluster Ernährungswirtschaft etc.), aber es gibt derzeit neben EIP keinen Fördertopf, mit dem man diese Herausforderung finanzieren und gestalten könnte.

Empfehlungen / Forderungen für die nächste Landesregierung
Der Ökolandbau wächst auch ohne aktives Zutun der Politik. Da die Marktakteure aber bei bestimmten Problemen und Themenfeldern nach wie vor zu klein bzw. aus methodischen Gründen sich nicht „angesprochen fühlen“, bedarf es einer konsistenten und schlüssigen Strategie der Lan-desregierung, um der jungen Branche in ausgewählten Bereichen unter die Arme zu greifen.

Denn eine zügige und nachhaltige Erschließung des regionalen Bio-Marktes täte der gesamten Metropolregion Berlin und Brandenburg gut: Die Landwirte wären weniger von Schwankungen auf anonymen Märkten abhängig und die Berliner wie Brandenburger Verbraucher kämen in den Genuss von mehr Bio „Made in Brandenburg“ und könnten sich gleichzeitig über die der eigenen Region zugutekommenden Umweltleistungen freuen. Hiervon würde auch der Arbeits- und Wirtschaftsstandort Brandenburg profitieren und Einkommen wie Steueraufkommen in der Region steigen.

Die wichtigsten Bausteine aus Sicht der regionalen Bio-Branche wären:

  • Deutliche Anhebung der Umstellungsprämie
  • Schaffung eines eigenständigen Ökolandbau-Referats im Ministerium
  • Aufstockung der Personalkapazitäten im Bereich Bio-Zertifizierung/Kontrollbehörde im MLUL
  • Finanzierung eines Kompetenz- und Wertschöpfungszentrums Bio-Markt Berlin-Brandenburg (optimal: gemeinsam mit dem Land Berlin)
  • Aufbau eines Netzes an ökologischen Lehr- und Demonstrationsbetrieben
  • Durchführung einer landesweiten Kampagne „Mehr Bio in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung“
  • Ansiedlungsoffensive für Junglandwirte (u.a. mit „Existenzgründungsbeihilfe Junglandwirte“ nach dem Beispiel von Sachsen-Anhalt)
  • Kampagne für die Anwerbung von Nachwuchskräften und Ermöglichung einer spezifischen Ausbildung zum Bio-Landwirt bzw. -Gärtner
  • Etablierung des dualen Studienangebots der HNE Eberswalde, um bei Nachwuchskräften in der Landwirtschaft zwischen Ausbildung und Studium das Erfahrungswissen aus der Praxis mit theoretischen Sachverhalten zu verknüpfen
  • Grundsätzlich: Mehr Mut in der Agrarpolitik!

Denn: Die gesamte Bio-Branche wünscht sich, dass Brandenburg eine offene und konstruktive Diskussion zulässt und aktiv darüber führt, wie wir es schaffen, die reichlich vorhandenen EU-Gelder in eine Landwirtschaft zu investieren, die den heutigen Herausforderungen und Wünschen der Bevölkerung entgegenkommt und gleichzeitig die Landwirte mitnimmt. Prof. Dr. Harald Grethe rechtfertigt in der Bauernzeitung vom 4. Januar 2019 die Notwendigkeit einer solchen Diskussion mit den Worten: „Zu einer fundamental falschen Politik gehört eine fundamentale Kritik“.

Dies erfordert jedoch Mut und Offenheit in der Argumentation, aber auch die Loslösung von Besitzständen und Worthülsen, die bisher die Diskussion zum großen Teil im Keim ersticken . . . Wenn öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen bestimmt sein sollen, muss man auch bedenken, dass die EU-Gelder darüber entscheiden, was sich für Landwirte lohnt und was nicht. So bestimmt die europäische Agrarpolitik darüber, wie sich Landnutzung, Bodenfruchtbarkeit, Klima, die Haltung unserer Nutztiere und die Agrarumwelt entwickeln und wie damit der ländliche Raum gestaltet wird.

Hierfür gibt es Lösungsansätze, die es schaffen, die vorhandenen Ängste diverser Akteure zu ent-kräften und gleichzeitig einen Weg in eine bessere Zukunft zu weisen. Die wesentlichen Knackpunkte insbesondere der östlichen Bundesländer lauten:

  • Angst vor der Erhöhung der notwendigen Kofinanzierung im eigenen Haushalt
  • Mittelabfluss von Ost nach West bei Kappung und Degression der Direktzahlungen (wenn vorab keine Regionalbudgetierung erfolgt . . .)
  • Angst vor mehr Personalaufwand, um die Leistungen zu definieren und abzurechnen
  • Angst vor mühsamer Diskussion auch gegenüber der eigenen Klientel

Als zukunftsweisende Diskussionsgrundlage sei hier auf das Positionspapier vom BÖLW verwiesen:
www.boelw.de/themen/eu-agrarpolitik/reform-2020/artikel/starke-hoefe-gesunde-umwelt-lebendige-doerfer-fuer-eine-zukunftsfaehige-gemeinsame-agrarpolitik-der

Fazit: Es gibt viele spannende Themen, die auf eine offene politische Auseinandersetzung warten und sich für eine Positionierung im anstehenden Landtagswahlkampf freuen.

Landwirtschaftliche Themen in den Brandenburger Landtag
Themen und Herausforderungen gibt es also genug: Der langjährige Sprecher des Agrarpolitischen Arbeitskreises Ökologischer Landbau Brandenburg, Sascha Philipp, bewirbt sich vor diesem Hintergrund als Direktkandidat der SPD im Wahlkreis 28 (Dahme-Spreewald) um einen Sitz im brandenburgischen Landesparlament. Neben den wichtigen Themen rund um ein zukunftsfähiges Leben auf dem Land steht für ihn die konsequentere Orientierung an den gesellschaftlichen Leistungen der gesamten Landwirtschaft im Fokus.

Philipp hierzu: “Ich möchte die praktischen Erfahrungen als Landwirt und die der politischen Inte-ressensvertretung in meine Arbeit als Parlamentarier einbringen, um eine nachhaltige Ökologisierung der Landwirtschaft voranzubringen. Wie sich im Dürrejahr 2018 gezeigt hat, ist ein “weiter so” in der Agrarpolitik das falsche Signal und führt die Landwirte dauerhaft in Abhängigkeiten, welche ein nachhaltiges Wirtschaften verhindern.“

Neu: Linsen, Kräuter und G’Bräu
Der Bio-Gemeinschaftsstand auf der Grünen Woche
Vom 18. bis 27. Januar 2019 können die Besucher auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin auch regionale Gaumenfreuden genießen. Gebäckstangen mit feinen Linsen, süffiges Craft-Beer aus Kräutern und aromatischer Kräuter-Birnenlikör sind die Neuheiten am Bio-Gemeinschaftsstand der FÖL in der Brandenburg-Halle 21A.

Das BioBackHaus aus dem havelländischen Wustermark präsentiert den Messebesuchern drei neue Produkte. Deren Hauptzutat sind Linsen – um Impulse für den heimischen Anbau der gesunden Hülsenfrucht zu setzen. Am Stand ist ein Brot namens „Schweizer Linsensprosse“ zu haben, dann gibt es ein täglich vom Showbäcker frisch gebackenes „Dinkel-Linsenstangerl“ sowie das Linsen-Gemüseküchlein, das ohne Mehl, dafür aber mit mediterranen Zutaten kreiert wird.

Aus der handwerklichen Produktion im ebenfalls havelländischen Brieselang stammt das Craft-Beer von G’Bräu. Anstelle von Hopfen kommen ausschließlich Malz und heimische Wildkräuter zum Einsatz, die den vier Sorten ihren Geschmack verleihen. „Wilde Nessel“ (gebraut mit Brennnessel), „Stolze Blüte“ (gebraut mit Holunder) und die mit Schafgarbe gebrauten Sorten „Schwarzes Schaf“ und „Brüllender Bock“ können am Gemeinschaftsstand verkostet und natürlich erworben werden.

Weiteres Alkoholisches bietet der Havelwasser-Stand. Der „Havler“ ist ein erlesener Kräuterlikör, der in einer kleinen Brennerei in der Nähe von Brandenburg an der Havel hergestellt wird. Mit sei-nem ausgewogenen Verhältnis von Süße und Bitternoten ist er ein wahrer Hochgenuss. Eine ausgezeichnete Qualität hat auch der aromatische „Havelbrand“, produziert aus Birnen der Sorte „Williams Christ“.

Komplettiert wird der Gemeinschaftsstand von zwei Brandenburger Molkereien. Die Lobetaler Bio-Molkerei (Barnim) bringt ihre aktuellen Saisonjoghurts und den praktischen Milchspender mit. Aus Münchehofe (Spreewald) kommt die Gläserne Molkerei, die unter anderem ihre neuen Joghurtkreationen, Käse und Heumilch vorstellt.

Die FÖL, die den Gemeinschaftsstand verantwortet und mit den regionalen Anbauverbänden Bioland, Biopark, Demeter, Naturland und Verbund Ökohöfe organisiert, verteilt die druckfrischen und kostenfreien „Brandenburger Bio-Termine 2019“ (Auflage: 150.000) in der Brandenburg-Halle 21A, in der Berlin-Halle 21B und in der Bio-Halle 1.2B. Mehr Infos: www.bio-berlin-brandenburg.de.

Terminhinweise:
Politische Pressekonferenz des BÖLW
Der BÖLW macht den „Politik-Check 2019“ und bewertet, wie enkeltauglich die Agrar- und Ernährungspolitik der Bundesregierung ist und wie sich Bio entwickelt. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Zeit: Mittwoch, 16. Januar 2019, 10:00 bis 11:00 Uhr
Ort: Messe Berlin (Halle 6.3, Pressezentrum, Raum B), Messedamm 26, 14055 Berlin

Bioland-Podiumsgespräch zur Lidl-Kooperation
Lidl hat angekündigt, das heimische „BioOrganic“-Sortiment sukzessive auf den Bioland-Standard umzustellen und dafür langfristige faire Partnerschaften mit den Bioland-Lieferanten zu entwickeln. Ob und wie diese Handelspartnerschaft einen Beitrag für die Ökologisierung der heimischen Landwirtschaft leisten kann, wird anlässlich der Grünen Woche erläutert.

Zeit: Donnerstag, 17. Januar 2019, 13:00 bis 14:00 Uhr
Ort: Messe Berlin (Halle 6.3, Pressezentrum, Raum A), Messedamm 26, 14055 Berlin

„Wir haben es satt!“-Demo
Unter dem Motto „Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen!“ ruft die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ Bauern, Verarbeiter und Verbraucher auf, gemeinsam für ökologisch hochwertige und gesunde Lebensmittel von Bauernhöfen mit fairen Preisen und Marktbedingungen weltweit auf die Straße zu gehen.

Zeit: Samstag, 20. Januar 2018, 11:00 Uhr
Ort: Brandenburger Tor, 10117 Berlin

Tag des Ökologischen Landbaus
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) veranstaltet zum Thema „Auf dem Weg zur EU-Agrarpolitik ab 2020: Was Bauern und Umwelt brauchen“ den diesjährigen Tag des Ökologischen Landbaus. Eine Anmeldung ist erforderlich und unter www.boelw.de/anmeldung-tdoel19 bis zum 18. Januar online möglich.

Zeit: Donnerstag, 24. Januar 2018, 9:30 bis 12:15 Uhr
Ort: Messe Berlin (Halle 7.3, Saal Berlin), Messedamm 26, 14055 Berlin

Kontakt
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau
Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V.
Michael Wimmer – Geschäftsführung
Marienstraße 19-20
10117 Berlin
Tel.: 030 284824-39
Mobil: 0179 4527147
Fax: 030 284824-48
E-Mail: m.wimmer@foel.de
www.bio-berlin-brandenburg.de