Bio-Markt in Berlin-Brandenburg – Fakten und Trends

Bio-Markt in Berlin-Brandenburg – Fakten und Trends

Bio bleibt auf Wachstumskurs: Im Gegensatz zum konventionellen Lebensmittelmarkt zeigte sich der deutsche Bio-Markt 2009 krisensicher: Nach Schätzungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) blieb der monetäre Umsatz des gesamtdeutschen Bio-Marktes mit ca. 5,8 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres, während mengenmäßig gleichzeitig mehr Bio-Produkte verkauft wurden.

Im Gegensatz zum konventionellen Lebensmittelmarkt zeigte sich der deutsche Bio-Markt 2009 krisensicher: Nach Schätzungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) blieb der monetäre Umsatz des gesamtdeutschen Bio-Marktes mit ca. 5,8 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres, während mengenmäßig gleichzeitig mehr Bio-Produkte verkauft wurden. Vorwiegend der Lebensmitteleinzelhandel und die Discounter verzeichneten wegen Preissenkungen und fusionsbedingten Sortimentsreduzierungen Einbußen in Höhe von 2,5%. Als nachhaltiger Motor des Bio-Marktes legte der qualitäts- und werteorientierte Fachhandel um rund 4% zu und glich insbesondere die Verluste der Discounter aus. 

Die Anzahl der Bio-Unternehmen erhöhte sich bundesweit um 6% auf 11.030, die Anbaufläche wuchs um 5,2% auf insgesamt 653.339 ha.

Überdurchschnittliches Wachstum in der Metropolenregion Berlin-Brandenburg
Berlin ist Hauptstadt der Bio-Supermärkte
Nach Erhebungen der FÖL zeichnet sich für den Fachhandel in der Metropolenregion Berlin-Brandenburg sogar ein noch deutlich stärkeres Wachstum ab als im Bundesdurchschnitt. Haupttriebfeder waren erneut – wie in den Vorjahren –  die Eröffnung weiterer Bio-Supermärkte. So stieg beispielsweise der Umsatz des Berliner Marktführers Bio Company (13 Filialen in Berlin, 1 in Potsdam) um 12%, selbst auf den vorhandenen Verkaufsflächen wuchs der Umsatz um 5%. Insgesamt werben 41 Bio-Supermärkte um die Gunst der Berliner Kundschaft, in keiner anderen deutschen Metropolenregion gibt es absolut wie relativ eine dichtere Versorgung mit Bio-Supermärkten.

Dieser Wachstumsprozess verschärft den Wettbewerb um die besten Standorte und führt auch in Berlin tendenziell zu einer Verdrängung der klassischen kleinen Bio-Läden.  Branchenkenner fassen dies nüchtern mit "entweder vergrößern, spezialisieren oder aufgeben" zusammen. Summa summarum kann der Umsatz des regionalen Fachhandels mit über 100 Millionen Euro eingeschätzt werden.

Auch in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wächst der Einsatz von Bio-Produkten weiter. In diesem ohnehin stark wachsenden Segment besteht immer noch ein struktureller Nachholbedarf. In Bezug auf die gemeldeten Bio-Unternehmen in Berlin, von denen eine Vielzahl Bio-Waren selbst importiert und dann verarbeitet, erhöhte sich der Anzahl von 238 auf 289.

Geringes Flächenwachstum in Brandenburg
Nach Angaben des Brandenburger Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) stieg die ökologisch bewirtschaftete Öko-Fläche in Brandenburg lediglich um  2.000 ha auf insgesamt 138.000 ha (+1,5%). Erfreulich ist hingegen der Zuwachs der Bio-Betriebe von 901 auf 990: Insbesondere bei den Verarbeitern fand ein deutliches Plus von 22% (von 163 auf 199) statt, bei den Erzeugerbetrieben liegt der Zuwachs von 7% (von 704 auf 755) in etwa auf Höhe des Bundesdurchschnittes.

Potenzial für Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Brandenburg
Auf dem Berliner Bio-Markt ist der Anteil regionaler Ware aus Berlin-Brandenburg im Bereich Fachhandel (inkl. Handwerksbetriebe und Direktvermarktung) mit ca. 15% doppelt so hoch wie im konventionellen Bereich (ca. 7-8%).

Aufgrund der regional ausgerichteten Handelsstrukturen und der ausgeprägten Bevorzugung regionaler Ware durch die Bio-Kundschaft wie auch der  Naturkosteinzelhändler könnte dieser Anteil jedoch noch höher sein, wenn ausreichend handelsfähige bzw. verarbeitete Produkte zur Verfügung stünden. Beispiele hierfür sind frisches Gemüse, Tafel- und Beerenobst, Produkte aus geschütztem Anbau (z.B. Tomaten, Gurken, Paprika, Salate und Kräuter in der Übergangszeit) oder eingelagertes Gemüse für die Wintermonate.

Strukturell besteht weiterhin ein Mangel an Verarbeitungsbetrieben. Während Rohstoffe wie Roggen und Rindfleisch in der Region grundsätzlich vorhanden sind, fehlen veredelte Produkte für die Regale der Berliner Bio-Läden. Ob Tiefkühlgemüse, Pizza oder Marmelade: Hier schlummert für das strukturschwache Brandenburg noch ein riesiges Potenzial für Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum.

Regionale Bio-Branche setzt Signale für den Standortfaktor Bio
Die Berlin-Brandenburger Bio-Branche versucht nach Kräften, den steigenden Bedarf gerade des Berliner Fachhandels nach "Bio made in Brandenburg" zu stillen und investierte entlang der Wertschöpfungsstufen Erzeugung, Verarbeitung und Handel.

So erweiterte 2009 der Berliner Naturkostgroßhändler Terra Naturkost seine Lagerkapazitäten mit einem Investitionsvolumen von 5,8 Millionen Euro. Als Erweiterung zum 2002 errichteten Bestandsgebäude mit 8.000 qm Nutzfläche wurden ein 3.568 qm großer Kopfbau (Terra II) und ein weiterer Anbau mit 2.000 qm (Terra III) fertig gestellt. Insgesamt hat Terra Naturkost damit knapp 14.000 qm Nutzfläche und erweitert so seine Lagerkapazitäten um gut 70%. Den Kunden, gut 800 Naturkost-Fachgeschäfte und Bio-Supermärkte, können dadurch 50% mehr Ware angeboten werden.

Erfreulich ist auch die Entwicklung im Bereich der Milchverarbeitung. Besonders der Gläsernen Molkerei gelang hier ein wichtiger Meilenstein für den Ausbau der Bio-Verarbeitung in Brandenburg. Rund 11 Millionen Euro wurden in den Neubau ihrer deutschlandweit einzigartigen "gläsernen" Schaumolkerei in Münchehofe im Spreewald investiert, mit dem die Produktionskapazität von etwa sechs Millionen Litern Bio-Rohmilch pro Jahr auf ca. 35 Millionen erhöht wird. Auch Arbeitsplätze werden geschaffen: Die Mitarbeiterzahl steigt von derzeit 17 auf ca. 35 bis 45 an, darunter sind zwei Auszubildende im Bereich Molkereifach. Im Zuge des Neubaus wurde auch für 500.000 Euro aus dem ehemaligen Gutarbeiterhaus der neue Hofladen gebaut, der im August 2009 Eröffnung feierte. Neben den Erzeugnissen regionaler Bauern und anderer Erzeuger werden die hauseigenen Spezialitäten angeboten: frische Milch, Butter, Käse, Quark, Sahne und Joghurt.

"Soziale Milchwirtschaft" ist das Stichwort für die neue Bio-Molkerei Lobetal der Hoffnungstaler Werkstätten. Ab Januar 2010 werden in Biesenthal auf 1.500 qm jährlich 1,6 Millionen Liter Rohmilch aus den Landwirtschaftsbetrieben der Hoffnungstaler Anstalten verarbeitet, nach zwei Jahren soll das Volumen auf vier Millionen Liter steigen. Auf den Markt kommen Joghurt, Weichkäse und traditionelle Milchprodukte unter der Marke "Lobetaler BIO". Die Investitionssumme betrug 2,7 Millionen Euro. Das Molkerei-Team aus 15 behinderten Menschen, einem Gruppenleiter, einem Molkereimeister, einer Molkereifachfrau und einer Mitarbeiterin im Bereich Vertrieb und Marketing soll bei Erreichen der vollen Produktionsleistung in 2012 um weitere 12 Menschen mit Behinderung und fünf Facharbeiter aufgestockt werden. Besucher können die Abläufe in der Molkerei durch große Schaufenster verfolgen, ein Milchladen komplettiert das Angebot.

Erwartungen an die Brandenburger Landespolitik
Im Koalitionsvertrag bekennt sich die  neue Landesregierung in folgenden Formulierungen klar zum ökologischen Landbau:

  • …"Ökologisches Handeln ist eine Frage der Gerechtigkeit."
  • …"Die Landesregierung wird den Ausbau regionaler und lokaler Verarbeitungs- und Vermarktungsstandorte und –ketten mit dem Ziel fördern, dass der Bedarf an regionalen- und Bio-Produkten in  Berlin und Brandenburg in zunehmendem Maß aus Brandenburg gedeckt werden kann."
  • …"Die Koalition will den Brandenburger Spitzenplatz in der ökologischen Landwirtschaft ausbauen. Dazu wird die Verarbeitung ökologischer Produkte gezielt gefördert."

Die Vertreter des ökologischen Landbaus erwarten nun, dass dieses Bekenntnis möglichst rasch in politische Weichenstellungen bzw. in konkrete Instrumente und Maßnahmen umgesetzt wird. Besonderes Augenmerk ist hierbei auf die gezielte Förderung von arbeitsplatzintensiven Kulturen (insb. Obst- und Gemüsebau) sowie die Erhöhung der einzelbetrieblichen Investitionsförderung für (Weiter-)Verarbeitung zu legen.

Darüber hinaus wünscht sich Michael Wimmer (FÖL e.V.) im Gegensatz zur bisherigen Förderpraxis eine konsequente Ausrichtung der Brandenburger Agrarpolitik an die auch von der EU vorgegebenen neuen Herausforderungen im Bereich Klimaschutz, Bodenschutz, Wasserschutz und Biodiversität: "Der ökologische Landbau liefert hierfür eine umfassende und bewährte Lösungsoption aus einem Guss: zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der ökologische Landbau eine deutlich günstigere Klimabilanz aufweist, durch Humusaufbau die Erosionsanfälligkeit reduziert und gleichzeitig CO2 bindet, Einträge in Oberflächen- und Grundwasser vermeidet und eine höhere Artenvielfalt in Feld und Flur produziert. Anstatt neue Instrumente mit hohem Bürokratie- und Kontrollaufwand zu kreieren, sollte man einfach den ökologischen Landbau stärker fördern", so Wimmer.

Gemeinschaftsstand in der Brandenburg-Halle
Sehen und probieren, welche Bio-Vielfalt die Region bietet: Dies geht am besten mit einem Besuch des Brandenburger Bio-Gemeinschaftsstandes auf der Grünen Woche. Die Besucher können die neuen und ofenfrischen Brotkreationen des BioBackHauses – Pain Paillasse Curry Kürbis oder Feige Nuss – probieren und sich bei der Gläsernen Molkerei einen Überblick zu den attraktiven Besichtigungsmöglichkeiten der transparenten Produktionsanlage in Münchehofe verschaffen. Weiterhin gibt es die fast schon legendäre Rübchensuppe des Obst- und Gemüsehofes Teltower Rübchen, hofeigene Produkte von Gut Schmerwitz und Spezialitäten aus dem Hause Kunella.

Mehr Informationen zu regionalem Bio auf der Grünen Woche unter www.bio-berlin-brandenburg.de.
 
Den Bio-Gemeinschaftsstand finden Sie in der Brandenburg-Halle 21a, Stand 134-138, Messegelände Berlin. Der Bio-Gemeinschaftsstand wird erneut von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V. in Zusammenarbeit mit den regionalen Anbauverbänden Demeter, Bioland, Naturland und Verbund Ökohöfe Nordost organisiert. Die FÖL agiert als Interessensgemeinschaft, Anlaufstelle und Kommunikationsplattform der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in der Region Berlin-Brandenburg.

Der Bio-Gemeinschaftsstand wird vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) des Landes Brandenburg gefördert.

Kontakt
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau
Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V.
Michael Wimmer – Geschäftsführung
Marienstraße 19-20
10117 Berlin
Tel.: 030 – 28 48 24 39
Mobil: 0179 – 45 27 147
Fax: 030 – 28 48 24 48
E-Mail: m.wimmer[AT]foel.de
www.bio-berlin-brandenburg.de