Naturschutz auf feuchtem Grünland durch Technikanpassung

Naturschutz auf feuchtem Grünland durch Technikanpassung

Mähtechniken, Wiedervernässung, der Erhalt von Mooren sowie Informationen zu Förderrichtlinien zum Thema „Bodenschonende Bewirtschaftung von Grünland“ standen im Mittelpunkt des Feldtages auf dem Demonstrationsbetrieb „Döberitzer Heide-Galloways“, den das FÖL-Modellprojekt „Naturschutzberatung Brandenburg“ am 9. August 2022 veranstaltet hatte.

„Wenn ich auf dem Trecker sitze, durch die Wiesen fahre, die Insekten von links nach rechts springen und sich die Vögel zu retten versuchen, da macht man sich schon seine Gedanken zur Mähtechnik“, erklärte Helmut Querhammer gegenüber den Teilnehmenden des Feldtages am Rande des Naturschutzgebietes Döberitzer Heide. Dort gründete Querhammer vor einem Vierteljahrhundert seinen Familienbetrieb „Döberitzer Heide-Galloways“.

Für den Landwirt spielte der Naturschutz schon immer eine große Rolle: „Heute bewirtschaften wir 150 Hektar extensives Grünland, 10 Hektar Vertragsnaturschutzflächen mit Schafen und Ziegen, vier Hektar Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, achtzig Hektar Landschaftspflege mit Galloways und Wasserbüffeln sowie 125 Hektar Vertragsnaturschutzflächen mit dem Schwerpunkt Mahd“. Neben der „Urzelle“ in der Döberitzer Heide weitete der Betrieb die Landschaftspflege seit 2010 auf mehrere Berliner Grünflächen aus.

Auf ihren reichen Erfahrungsschatz zurückgreifend führten Helmut Querhammer und seine Tochter Lisa Querhammer durch den vergangenen Feldtag. Unterstützung und weitere Informationen lieferte Friedrich Birr von der Eberswalder Hochschule für nachhaltige Entwicklung zum Moorschutzprogramm „ProMoor“. Betriebe, die ihre Anschaffungskosten für moorschonende Technik von u.a. Traktoren oder Bereifungen bis zu 60 Prozent durch das Programm „Förderung von Maßnahmen zur Umsetzung des Moorschutzprogramms ProMoor“ (Moorschutzrichtlinie, 2019) fördern ließen, wurden von der Hochschule wissenschaftlich begleitet. Die Moorklimawirte Juliane und Sebastian Petri ergänzten das Programm durch ihre Erfahrungen und neue Ansätze zur kooperativen Bewirtschaftung von Moorflächen.

„Pro Jahr und Hektar entweichen circa 30 Tonnen Co2-Äquivalente aus entwässerten Mooren. Für Deutschland allein beläuft sich die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen auf 50 Millionen Tonnen“, wies Friedrich Birr auf die Dringlichkeit hin, unsere Moore zu schützen. Neben dem Schutz des Klimas könne durch die Wiedervernässung auch der Schutz der Fauna und Flora unterstützt werden.

Als Nebeneffekt trete aber eine Verringerung der Tragfähigkeit entsprechender Böden ein, die nur mit spezieller Technik bearbeitet werden können, um Grasnarbe und Vegetation zu schützen. Angepasst an die jeweilige Tragfähigkeit stünden leichte Maschinen wie der von Querhammer genutzte Brielmaier-Motormäher auf Stachelwalzenfahrwerk, breite Reifen oder Raupenfahrwerke für Traktoren, Ballenpressen oder Ladewagen zur Verfügung.

Die Anschaffung der hochpreisigen Technik sei für Betriebe mit kleinen Moorstandorten nicht wirtschaftlich, stellte Juliane Petri fest. Die Moorklimawirtin verwies daher auf das ELER-geförderte Projekt KoMoTec (Kooperative moorschonende und moorerhaltende Technik) des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege. Ziel sei es, betroffene und interessierte Landwirte an einen Tisch zu holen, Mahdzeiten zu planen, notwendige Technik gemeinsam anzuschaffen und zu festgelegten Terminen zur Verfügung zu stellen.

Als einen Maßstab für die erfolgreiche Bewirtschaftung ihrer Grünlandflächen zählte Lisa Querhammer diverse Wiesenbrüter, Limikolenarten und Rastvögel als Vertreter einer artenreichen Vogelpopulation auf. Auch der Biber sei ein gern gesehener Gast. Wasserstände könnten aufgrund fehlender Niederschläge zum Teil nur durch den unermüdlichen Einsatz des Nagers gehalten werden. Als Lösung für den Schutz der Insekten und Vögel während der Mähzeit schlug Querhammer neben der Beweidung die Streifenmahd vor. So blieben immer Flächen mit blühenden Pflanzen und Gräsern stehen, die genug Lebensraum und Deckung für die Tieren bieten würden.

Nächster Termin: 6. September 2022
Die Wirkung verschiedener Naturschutzmaßnahmen auf die Entwicklung der Vogelpopulationen in der Agrarlandschaft wird auf dem nächsten Feldtag des „Modellprojekts Naturschutzberatung Brandenburg“ am Dienstag, dem 6. September 2022, ab 13:30 Uhr auf dem Demonstrationsbetrieb „NaturKonkret“ in Ribbeckshorst 12, 16818 Fehrbellin vertieft. Aktuelle Infos dazu finden Sie auf www.naturschutzberatung-brandenburg.de.

Bildmaterial zur kostenfreien Verfügung finden Sie (als Quelle ist bitte „FÖL e.V. / Jan Lieske“ zu nennen) unter:

Kontakt
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau
Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL)
Christina Menne  – Projektleitung
Marienstraße 19-20
10117 Berlin
Tel.: 030 284824-23
E-Mail: c.menne@foel.de
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