Neue Wege in der Naturschutzberatung in Brandenburg

Neue Wege in der Naturschutzberatung in Brandenburg

Vier Jahre hat die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und dem Landesamt für Umwelt (LfU) daran gearbeitet, eine modellhafte Naturschutzberatung für Brandenburg zu erproben und weiterzuentwickeln.

Die heute in Potsdam öffentlich präsentierten Projektergebnisse verdeutlichen, was es für eine erfolgreiche Naturschutzberatung in der Landwirtschaft in Brandenburg braucht: Klare Biodiversitätsziele seitens der Politik, eine strukturell stark aufgestellte und gut vernetzte Beratung und eine direkte Ansprache der landwirtschaftlichen Betriebe.

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse der vergangenen vier Jahre ist: Landwirtinnen und Landwirte wollen sich für den Schutz der Biodiversität auf ihren Flächen einsetzen und tun dies an vielen Stellen auch schon“, berichtet Christina Menne, Projektleiterin des Modellprojekts Naturschutzberatung, bei der Auswertungsveranstaltung im Haus der Natur in Potsdam. Das zeigen auch die beeindruckenden Evaluationsergebnisse: Auf 64 Betrieben (46 Prozent ökologisch, 54 Prozent konventionell wirtschaftend) fanden im Rahmen des Projekts Naturschutzberatungen statt. Auf über 2600 Hektar Fläche wurden Naturschutzmaßnahmen geplant, auf 1000 Hektaren bereits umgesetzt. Und: Neunzig Prozent der Betriebe wollen auch zukünftig Naturschutzberatung in Anspruch nehmen.

„Naturschutzberatung ist erfolgreich, wenn die Maßnahmen förderfähig sowie ausreichend finanziell hinterlegt sind und die Beratung die landwirtschaftlichen Betriebe erreicht“, so Holger Pfeffer vom DVL. Das bestätigt auch Landwirt Johann Gerdes, der im Rahmen des Projekts beraten wurde: „Für mich als Landwirt gab es bisher wenig finanziellen Anreiz, Naturschutzmaßnahmen, die in der Regel mit einem betrieblichen Mehraufwand verbunden sind, umzusetzen. Wenn mich aber ein Berater besucht und konkrete Maßnahmen und Fördermöglichkeiten für meinen Betrieb erarbeitet, dann setze ich diese gerne um.“

In der Vergangenheit hätten die wenigen und zudem  niedrigen Fördersätze von Agrarumweltmaßnahmen über das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) oder den Vertragsnaturschutz zu geringe Anreize für den Biodiversitätsschutz geboten, so das Projektteam. Hier befände sich das Land Brandenburg jedoch in einem Paradigmenwechsel. Die neue GAP enthält mehr Ansätze, Naturschutz auf den Betrieben umzusetzen. Zudem gibt es seit 2018 die Richtlinie zur Beratungsförderung. Allerdings wissen die meisten landwirtschaftlichen Betriebe nicht, welche konkreten Maßnahmen sich zum Biodiversitätsschutz eignen oder dass sie die Inanspruchnahme von Beratung gefördert bekommen können.

Um die Betriebe zu erreichen, verfolgt das FÖL-Modellprojekt einen proaktiven Beratungsansatz mit mehreren Intensitätsstufen. Von der Einstiegsberatung bis zur mehrjährigen Begleitung mit Erstellung eines Fachplans sind die Beratungsleistungen nach Projektende über die Förderrichtlinie des Brandenburger Agrarministeriums abrechenbar. Zudem wurden fünf Demonstrationsbetriebe aufgebaut, welche Naturschutzmaßnahmen erproben und durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit sowie Feldtage Interessierte zur Nachahmung motivieren.

Zur strukturellen Stärkung der landwirtschaftlichen Naturschutzberatung empfiehlt das Projekt, eine landesweite Koordinationsstelle der unterschiedlichen Akteure einzurichten. Diese sollte – ähnlich dem Modellprojekt – zukünftig Naturschutzberaterinnen und Berater vernetzen, die Qualifizierung und Weiterbildung ausbauen sowie bei der Konzeption von Förderrichtlinien mitwirken.

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Über die FÖL und das Naturschutzprojekt
Die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) setzt sich seit über 22 Jahren für mehr Bio in Stadt und Land ein. Der gemeinnützige Verein agiert als zentrale Anlaufstelle für Bio, als Kommunikationsplattform und Wertschöpfungskettennetzwerk.

Das Modellprojekt Naturschutzberatung Brandenburg (Laufzeit: 12/2018 bis 12/2022) wird von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V. in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL), dem Landesamt für Umwelt (LfU) und Landwirtschaftsbetrieben durchgeführt.

Die Beraterinnen und Berater in den Regionen erproben, evaluieren und entwickeln gemeinsam mit den Höfen das im Projekt konzipierte Naturschutzberatungsmodell für die Landwirtschaft.

Fünf Demonstrationsbetriebe Naturschutz (Döberitzer Heide-Galloways, Landgut Hennickendorf GmbH, Landwirtschaftsbetrieb Domin, Muri GmbH und Natur Konkret GmbH) vermitteln im Rahmen des Projektes Wissen und Erfahrungen und stehen Interessierten für Besuche offen.

Projektwebseite:
https://www.naturschutzberatung-brandenburg.de

Kontakt
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau
Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL)
Christina Menne – Projektleitung
Marienstraße 19-20
10117 Berlin
Tel.: 030 284824-23
E-Mail: c.menne@foel.de
www.bio-berlin-brandenburg.de