Havelland

Wublitz Rind

Vermarktung der Bio-Mobilstalleier über Naturkostfach- und Lebensmitteleinzelhandel sowie über zwei Eierautomaten: Potsdamer Straße 28 und Friedrich-Rumpf-Straße 11 (Pfarrhof) in Hoppenrade

Hühner in Bewegung

Mitten im Grünen, auf einer großen Weide in Hoppenrade, steht ein hallenartiges Gefährt – der mobile Hühnerstall des Bio-Landwirts Gernot Engelmann. Morgens, kurz bevor sich an der Längsseite des Stalls die zeitgesteuerten Klappen öffnen, ist von innen ein ungeduldiges Gurren zu vernehmen. „Die Hühner wissen genau, wann es nach draußen geht“, erläutert Gernot Engelmann. Und tatsächlich eilt, kaum sind die Klappen hochgefahren, ein Großteil der 1000 Legehennen hinaus auf die Wiese und beginnt im Gras herumzupicken.

Mobiler Hühnerstall mit Wublitzrind GbR (Gernot Engelmann)

Mobile Hühnerställe funktionieren wie Campinganhänger. Sie ziehen immer dorthin, wo es sich gut leben lässt. Hühner mögen frisches Grün, denn ihre wildlebende Urform, immer auf der Hut vor Feinden, ist in den Wäldern und Graslandschaften Asiens zu Hause. Außerdem ist das Picken und Scharren zur Futtersuche Teil ihres genetischen Programms. Also sorgt Gernot Engelmann dafür, dass seine Hennen immer von frischem Gras umgeben sind. Ist der umzäunte Wiesenabschnitt abgegrast, spannt der Bio-Landwirt seinen Traktor vor den auf Kufen liegenden Stall und versetzt ihn ein Stück.

Die Haltung in mobilen Ställen hat nicht nur für das Federvieh Vorteile. Sie schont auch die Umwelt, denn der Boden wird nicht mit Nitrat überlastet, wie es in der Freiland- oder Feststallhaltung passieren kann. Durch das regelmäßige Umstellen der Mobilställe bleibt die Grasnarbe intakt oder kann sich wieder erneuern, die Nährstoffe werden gleichmäßiger verteilt. Zukünftig will Gernot Engelmann auf der gedüngten Hühnerweide Getreide anbauen, so sind die Tiere in die Kreislaufwirtschaft des Betriebs eingebunden.

Für den sozialen Frieden und als Gefahrenmelder leben auch zehn Hähne in der Hoppenrader Herde. Nähert sich zum Beispiel ein Greifvogel, schlagen die Gockel Alarm, und alles flüchtet in den Mobilstall.

„Die Hühner sind sonst den ganzen Tag und bei jedem Wetter draußen und kommen erst zur Dämmerung selbstständig in den Stall“, erklärt Gernot Engelmann.

Bisher hielt er mit seiner Wublitz Rind GbR Mutterkühe, mit den Legehennen begann er 2020. Für die Vermarktung trat er der Brandenburger Bio-Ei GmbH bei. Die Erzeugergemeinschaft übernimmt die Erfassung, Sortierung und Belieferung des Handels. Aufgrund des hohen Grünfutteranteils haben die Bio-Eier aus artgerechter Haltung ein gutes Aroma, reichlich Omega-3-Fettsäuren und ein tiefgelbes Dotter – ein Effekt, der in der Bio-Haltung nicht über künstliche Farbstoffe im Futter beeinflusst werden kann.

Bei allen Pluspunkten: Dem Bio-Landwirt macht die mobile Haltungsform mehr Arbeit. Die Wege zum Stall sind weiter, das Ausmisten ist schwieriger, Ställe und Schutzzäune gegen Füchse und andere Räuber müssen regelmäßig umgesetzt werden, das bindet Zeit und Personal, weshalb die Eier mehr kosten müssen. Gernot Engelmann sind seine Hennen trotzdem ans Herz gewachsen, denn so unterschiedlich die Rinder- und Hühnerhaltung auch sei, es brauche für beides Geduld und Einfühlungsvermögen.