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Groß Fredenwalde 13
17268 Gerswalde
Oberhavel
verarbeitet Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch zu Milch und Milchprodukten, hat Milch aus kuhgebundener Kälberaufzucht im Angebot, Belieferung von Partnerhöfen und dem eigenen Hof im mecklenburg-vorpommerischen Wiebendorf, gläserne Produktion, Milchladen führt eigene Erzeugnisse und Naturkostsortiment
Di – Do 10:00 bis 17:00 Uhr
Fr 9:00 bis 18:00 Uhr
Milchladen: Frisch- und H-Milch, Milchprodukte (Butter, Buttermilch, Joghurt, Käse), Eier aus mobiler Hühnerhaltung, Naturkostsortiment
Eine Bio-Milchkuh futtert beim täglichen Weidegang durchschnittlich 45 Kilogramm Gras und trinkt bis zu 120 Liter Wasser, sie läuft hin und her, verbraucht dabei reichlich Energie und gibt beim Melken rund 20 Liter Milch. Das ist die Menge für vier Stück Butter. Oder zwei Kilogramm Schnittkäse. Die Luisenhof Milchmanufaktur, 2019 im Veltener Businesspark eröffnet, hat daher gleich 30 Lieferbetriebe. Jede Woche rollen Tankwagen mit 500 000 Liter Kuhmilch und 4000 Liter Schafs- und Ziegenmilch vor. Die Produktionsanlage kennt keine Pause. Co-Geschäftsführer Michael Müller, begründet die Standortwahl Velten wie folgt: „Unsere Molkerei steht nicht da, wo die Landwirtschaft ist, sondern da, wo die Kundschaft ist.“ Die Lage kurz hinter der Stadtgrenze Berlins stellt zusammen mit der Verarbeitung von Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch ein Alleinstellungsmerkmal dar.
Auch das Gebäude ist einzigartig. Unten befindet sich der Milchladen, im ersten Stock können die Besucher:innen durch Panoramascheiben gewaltige Kupferkessel, ein komplexes Konstrukt aus Edelstahlrohren und die Arbeit der Molkereiangestellten betrachten, die hier teilweise noch selbst Hand anlegen, zum Beispiel bei den Kartons für die Süß- und Sauerrahmbutter. Macht eine Bio-Molkerei etwas grundsätzlich anders als eine konventionelle Molkerei? Nein. Der Unterschied liegt in der Prozessqualität der Bio-Milch und damit des Ökolandbaus.
Und Fett, so ist beim Rundgang von Geschäftsführerin Dr. Kirsten Böhmann zu erfahren, ist das Gold der Milch. Es liefert den Geschmack und wird „hochprozentig“ zu Sahne, Butter und Käse verarbeitet. Bei der demeterzertifizierten Frischmilch wird nur pasteurisiert, also zur Haltbarmachung erhitzt, und auf eine Homogenisierung, bei der die Fettkügelchen in der Milch durch hohen Druck zerkleinert werden, verzichtet.
Dass heute kaum noch jemand bei der Suche nach regionaler Frischmilch an Bio vorbeikommt, ist auch das Verdienst von Seniorchef Hubert Böhmann. Er gründete im Jahr 2000 im Spreewald die Gläserne Molkerei. Damals gab es in der ganzen Region faktisch kein Angebot. Mittlerweile ist die Situation umgekehrt. Während in den letzten Jahrzehnten die konventionellen Milchverarbeitungskapazitäten immer größer wurden und dann nach und nach aus Brandenburg verschwanden, wird die regionale Milchverarbeitung heute von Bio-Molkereien dominiert. Die füllen für den Naturkostfachhandel und für die Bio-Marken des konventionellen Einzelhandels ab. Ein Argument für die Umstellung: Der Preis für Bio-Milch ist seit Jahren stabil, das konstante Milchgeld eine solide Basis für die Betriebe. Was in Brandenburg aber nach wie vor fehlt, sind Bio-Landwirte mit Milchschafen und -ziegen.
Nach dem Verkauf der Gläsernen Molkerei fuhr Hubert Böhmann daher mit Michael Müller bis nach Norddeutschland, um passende Erzeugerbetriebe für die geplante Käserei zu finden. Parallel erwarb er im mecklenburgischen Wiebendorf einen Hof, stellte ihn und die 200 Milchkühe auf biologisch-dynamischen Landbau um und nannte ihn Luisenhof – nun ist er sogar selbst Bio-Bauer. Die gemeinsame Freude am Kreieren der Produkte ist Michael Müller deutlich anzumerken. Zu allen Produkten kann er etwas erzählen. Er hat durch die vielen persönlichen Kontakte zu Landwirt:innen „ein ganz anderes Feeling für Milch und Käse und die Menschen, die dahinterstehen“. Für den wachsenden Markt wünscht er sich mehr neue Bio-Betriebe, denn „Regionalität ist unsere Zukunft“.