Bio-Branche zeigt wieder leichtes Wachstum

Bio-Branche zeigt wieder leichtes Wachstum

Die Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten infolge des Ukraine-Krieges und die damit einhergehende Kaufzurückhaltung gehen auch an der Bio-Branche nicht spurlos vorbei. Die derzeitige Situation stimmt dennoch zuversichtlich, zumal die Umsätze in den letzten Monaten wieder anzogen.

Bundesweit zeigte der Bio-Umsatz mit Frischeprodukten in den ersten drei Quartalen 2023 ein Wachstum von 2,8 Prozent. In Berlin und Brandenburg legten die Verbraucherausgaben für Bio- Frischeprodukte (ca. 60 % des Bio-Marktes) zum Vorjahr mit 4,9 Prozent fast doppelt so stark zu (laut AMI Analyse nach GfK-Haushaltspanel, Daten bis September 2023). Zudem belegte Berlin im Bundeslandvergleich mit einem Anteil der Verbraucherausgaben für Bio-Frischeprodukte mit 11,8 Prozent den Spitzenplatz, zusammen mit Brandenburg liegt der Bio-Anteil bei 9,3 Prozent (Bundesschnitt: 8 Prozent).

Regionaler Naturkostfachhandel konsolidiert sich

Nach Erhebungen der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) lagen die Umsätze des Naturkostfachhandels (Bio-Supermärkte, Bio-Lieferdienste, handwerklich arbeitende Bio-Betriebe und Bio-Direktvermarkter) in Berlin-Brandenburg 2023 bei 668 Millionen Euro (2022: 650 Millionen Euro). Damit stiegen die Umsätze im Fachhandel mit 2,7 Prozent wieder leicht an.

Wichtigste Akteure im klassischen Naturkosteinzelhandel bleiben die Bio-Supermärkte mit nunmehr 143 Filialen. Marktführer in der Hauptstadtregion ist weiterhin die Bio Company (60 Filialen), gefolgt von denn’s Biomarkt (52 Filialen), Alnatura (21 Filialen) sowie der LPG (10 Filialen).

Die Herausforderung, die gewohnten Wachstumsraten an die neue Marktsituation anzupassen zu müssen, wurde vom Großteil der Betriebe mittlerweile gemeistert. Je nach Ausrichtung und Kostenstruktur leidet jedoch mancher Erzeugerbetrieb, der sich auf den anspruchsvollen Fachhandel spezialisiert hat, erheblich unter der Verschiebung der Marktanteile.

Vollsortimenter und Discounter profitieren

Aktuell gibt es eine Verschiebung vom Naturkostfachhandel zum LEH und hier besonders in Richtung Discounter. Das Kaufverhalten wird wesentlich von der Annahme beeinflusst, dass Bio-Produkte außerhalb des Fachhandels prinzipiell billiger seien, was in der Realität aber häufig nicht stimmt.

Viele Öko-Produkte sind im Discounter nur geringfügig preiswerter oder gleich teuer, aber das Preisimage lenkt den Konsum offenbar mehr als echte Preiskenntnis. Hinzu kommt, dass der Absatz von Bio-Eigenmarken über alle Verkaufsstätten gestiegen ist.

Die Vollsortimenter konnten 2023 ihren Bio-Absatz in der Hauptstadtregion um mehr als 5 Prozent steigern, die prozentualen Anteile von Bio am Gesamtumsatz blieben jedoch nahezu gleich. Ursache hierfür sind die parallelen Preissteigerungen bei konventionellen Produkten, die laut AMI Verbraucherpreisindex etwa doppelt so hoch sind wie bei Bio-Frischeprodukten. Damit wirkt Bio über alle Absatzkanäle hinweg als Inflationsbremse.

So stiegen die Bio-Absatzmengen im Discount kaum merklich an, die Bio-Umsätze infolge von Preissteigerungen laut GfK-Daten aber erheblich (bundesweit rund 8 Prozent). Viele Verbraucherinnen und Verbraucher greifen zudem auch im Bio-Segment bevorzugt zu günstigeren Eigenmarken vor Markenprodukten. So realisierten die Vollsortimenter mittlerweile die Hälfte ihres Bio-Umsatzes mit  ihren Bio-Eigenmarken – ein Wachstum von weiteren 5 Prozent zu 2022.

Die Entwicklung des ökologischen Landbaus in Brandenburg – 20 Prozent Bio in greifbarer Nähe

Während in den Medien der Abgesang auf Bio nachhallt, die Bio-Umsätze erst langsam wieder zulegen und auch bundesweit der Zuwachs der Ökofläche nochmal zurückgehen und damit stagnieren dürfte,  legte der Brandenburger Ökolandbau bereits in 2022 mit 7,5 Prozent überraschend stark gegen den Bundestrend zu. In 2023 stieg die Umstellungsrate laut Daten aus der Agrarförderung sogar noch stärker. Damit rückt das von der Brandenburger Landesregierung ausgerufene Ziel von 20 Prozent Ökoflächenanteil bis zum Ende der Legislatur in greifbare Nähe.

Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, muss sich zeigen. Es scheint aber, dass die Maßnahmen des Brandenburger Ökoaktionsplans (s.u.) erste Früchte tragen.  Ein wichtiger Grund für diese positive Entwicklung dürfte in der erstmaligen Gewährung von 100 Euro Umstellungsprämie für die ersten beiden Umstellungsjahre bei Ackerflächen ab 2022 liegen. Zum anderen  entfielen zur neuen EU-Förderperiode bürokratische Hemmnisse bei der Antragstellung bei Bio-Grünland. Dies dürfte den einen oder anderen Betrieb motiviert haben, vorher extensiv genutztes Grünland bio-zertifizieren zu lassen.

Da das damit einhergehende Produktionsvolumen jedoch erst nach zwei Jahren Umstellungszeit als biozertifizierte Ware voll am Markt erscheint, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich dieses antizyklische Verhalten der Brandenburger Landwirte und Landwirtinnen als richtig erweisen könnte.

Zumal von verschiedenen Marktteilnehmenden schon wieder erste Warenknappheiten beklagt werden. Es deutet daher einiges darauf hin, dass die Talsohle erreicht ist, der Bio-Absatz über alle Vermarktungskanäle auf den gewohnten Wachstumspfad zurückkehrt und sich in der Folge auch die Erzeugerpreise wieder verbessern.

Ökoaktionsplan – Entwicklung von Angebot und Nachfrage

Der 2021 festgelegte Ökoaktionsplan zielt darauf ab, die Angebots- und die Nachfrageseite für den Ökolandbau gleichermaßen und bestenfalls im Gleichschritt zu entwickeln. Besonders spannend ist hierbei die Frage, auf welchen Feldern und mit welchen Ansätzen und Impulsen man die Wertschöpfung in der Region steigern könnte.  Hierzu wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt bzw. begonnen: So organisierte in 2023 die FÖL gemeinsam mit pro agro zwei sehr gut angenommene Marktinformationsveranstaltungen, zudem hat das MLUK einen Auftrag zur Erstellung eines Bio-Marktberichtes Brandenburg-Berlin an den Agrarmarktinformationsdienst (AMI) und Ecozept vergeben. Die ersten Ergebnisse dieser Studie werden am 21.3.2024 vorgestellt.

Neben der Umstellungsprämie und den Marktanalysen sind über die Richtlinie für klimaschonende Wertschöpfungsketten, auch sie ist Teil des Ökoaktionsplans, verschiedene Projekte angelaufen. Die FÖL engagiert sich beispielsweise in ihrem Projekt „Brandenburger BioLinsen“, den Linsenanbau in der Region (wieder) zu etablieren. Das Projekt unterstützt Landwirtschaftsbetriebe aus der Region dabei, den Anbau und die regionale Vermarktung der leckeren und eiweißreichen Hülsenfrüchte in der Region voranzubringen.

Passend zum Start der Grünen Woche geht die Ernte aus dem ersten Projektjahr 2023 als „Brandenburger BioLinsen“ über den Vermarktungspartner Terra Naturkost in den regionalen Naturkostfachhandel (Infos: brandenburger-biolinsen.de, Ansprechpartner: Gerald Köhler, g.koehler@foel.de).

Kontakt
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau
Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL)
Michael Wimmer – Geschäftsführer
Marienstraße 19-20
10117 Berlin
Tel.: 030 284824-39
Mobil: 0179 4527147
E-Mail: m.wimmer@foel.de
www.bio-berlin-brandenburg.de