Bioland fordert Schutz der Bauern und Bürger vor Abdrift

Bioland fordert Schutz der Bauern und Bürger vor Abdrift

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft hat heute auf der BioFach die Ergebnisse einer umfassenden Baumrinden-Studie zur flächendeckenden Abdrift von Pestiziden vorgestellt. Aufgrund der Ergebnisse sind Fragen zur Koexistenz des ökologischen Landbaus neu zu diskutieren.

Bioland wirft Politik und den Zulassungsbehörden von Pestiziden Versagen beim Schutz von Bauern und Bürgern vor der Abdrift bestimmter leichtflüchtiger Pestizide vor. Seit vielen Jahren ist dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und den Zulassungsbehörden bekannt, dass sich die beiden Pestizide Pendimethalin und Prosulfocarb von konventionellen Äckern verflüchtigen und vom Wind über weite Strecken getragen werden. Dort, wo sie niedergehen, belasten sie die Ernten aller Bauern, auch die von Biobauern, die unter besonders strengen Auflagen und Kontrollen wirtschaften. Dies hat zur Folge, dass sie ihre Bio-Erzeugnisse wie Gemüse oder Kräuter und Tees nicht mehr als Bio vermarkten können. Hohe Schadenssummen können die Existenz von Biobauern gefährden.

„Die deutschen Behörden sitzen die Abdriftproblematik aus. Statt Bauern und Bürger vor Abdriftschäden aus konventionellem Pestizideinsatz zu schützen, verteidigen das Landwirtschaftsministerium und die Zulassungsbehörden die Interessen der Pestizidindustrie“, so Jan Plagge, Präsident Bioland e.V. Bioland fordert für die beiden besonders flüchtigen Herbizidwirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb nationale Anwendungsverbote in Flächenkulturen wie Getreide und Kartoffeln. „Das Risiko der Fernabdrift muss endlich im Zulassungsverfahren berücksichtigt werden. Und es ist höchste Zeit für eine Umsetzung des versprochenen staatlichen Luft-Monitorings von Pestiziden“, so Plagge. Die Zusage des BMEL in der Agrarministerkonferenz 10/2015, ein „umfassendes Monitoring von Pestizidwirkstoffen in der Luft“ durchzuführen, wird bis heute ignoriert.

Dass es sich bei den Kontaminationen mitnichten um Einzelfälle handelt, zeigt eine Datensammlung, die Bioland für den Zeitraum 2012 bis 2016 unter Landwirten, Herstellern, Behörden und Zertifizierern unternommen und den Bundesbehörden Mitte März 2018 zur Verfügung gestellt hat. „Die Erhebung von 260 Einzelfunden zeigt, dass Pendimethalin und Prosulfocarb nicht nur in vielen, sondern auch in einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturen gefunden wurden. Die Palette reicht von verschiedenen Kräutern, Arzneipflanzen und Gemüsen bis zu Birkenblättern und zahlreichen Wildpflanzen. Insgesamt waren mehr als 60 Kulturen und Wildpflanzen betroffen“, so Gerald Wehde, Leiter Agrarpolitik bei Bioland.

Mit dieser Datensammlung wird die These von den „wenigen Einzelfällen“ widerlegt, die die Behörden und Pestizidhersteller gerne vertreten. Selbst in Wildsammlungen aus verschiedenen europäischen Ländern finden sich häufig Spuren von Pendimethalin. Da Wildpflanzen für Tees und Arzneimittel oftmals aus „nicht-agrarischen“ Gebieten stammen, ist der Nachweis von Pendimethalin ein klares Indiz für Fernverwehungen. „Besonders spektakulär ist der Fund von Pendimethalin in Rundblättrigem Sonnentau in Lappland“, so Wehde.

„Wir brauchen endlich einen Politikwechsel, der zu einer deutlichen Senkung des Einsatzes von Pestiziden führt. In der Zulassung von Pestiziden muss endlich der Schutz derjenigen Bauern in den Fokus gerückt werden, die ohne chemisch-synthetische Pestizide wirtschaften. Das schützt auch die Bevölkerung vor Giftstoffen und ist gut für die Artenvielfalt, damit wieder mehr Wildpflanzen und Insekten unsere Kulturlandschaft bereichern“, so Plagge.

Die Fakten:
Seit nahezu einer Dekade gibt es Hinweise, dass die leichtflüchtigen Herbizidwirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb über weite Strecken transportiert werden können.

Absatzmengen steigen: Unterdessen sind die Mengen der beiden Wirkstoffe, die die Unternehmen Adama, BASF und Syngenta in Deutschland verkaufen, weiter gestiegen, bei Pendimethalin allein von 2014 auf 2016 um 4,2 Prozent auf 980 Tonnen, bei Prosulfocarb sogar um 45 Prozent auf 1.068 Tonnen. Nur ein Verbot der beiden Wirkstoffe in den Hauptanbaukulturen wie Getreide und Kartoffeln würde die ausgebrachte Menge und damit die Belastung für Biofelder deutlich reduzieren.

Kontakt
Bioland e.V.
Gerald Wehde – Pressesprecher
Kaiserstraße 18
55116 Mainz
Tel.: 06131 23979-20
Fax: 06131 23979-27
E-Mail: gerald.wehde@bioland.de
www.bioland.de