Feldtag: Landwirte schützen bedrohte Großtrappe

Feldtag: Landwirte schützen bedrohte Großtrappe

Landwirtschaft und Vogelschutz können Hand in Hand gehen. Das illustrierte der Feldtag des Modellprojekts Naturschutzberatung Brandenburg „Biodiversität durch landwirtschaftliche Nutzung fördern und erhalten“ in Bad Belzig auf den Großtrappenhof. Dieser ist mit seinem Konzept der naturnahen Landwirtschaft und seinen besonderen Beweidungskonzepten Demonstrationsbetrieb für Naturschutz im Land Brandenburg.

Sensible Arten sind ein Anzeiger für den Zustand der Biodiversität in unseren Agrarlandschaften. Beispielhaft ist die in Deutschland sehr selten gewordene Großtrappe, die für die Kükenaufzucht eine große Menge an Insekten braucht. Und eben diese sind selten geworden auf Äckern und Wiesen. Folglich werden aktuell nur noch 310 Individuen des schwersten Flugvogels der Welt in Deutschland gezählt. Auch schlecht steht es um die Bestände des Wachtelkönigs, des Kiebitz und anderer Wiesenbrüter.

Janosch Becker und Norbert Eschholz vom Landesamt für Umwelt (LfU) der Vogelschutzwarte Baitz erklärten auf dem von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) ausgerichteten Feldtag am 31. August, wie eine immer intensivere Landwirtschaft die Lebensräume und Nahrungsgrundlage bedrohter Vogelarten in den letzten Jahrzehnten einschränkt. “Nahrungsmangel ist neben Lebensraumschwund und Beutegreifern eine der größten Bedrohungen für Wiesenbrüter“, so Becker. Die vogelschutzorientierten, moor- und faunaschonenden Beweidungskonzepte des Großtrappenhofs seien deshalb auf lange Sicht sehr wirkungsvoll.

Der Großtrappenhof befindet sich in den Belziger Landschaftswiesen und ist Teil des Naturparks Hoher Fläming. Geschäftsführer Guido Leutenegger, Betriebsleiter Robert Jäkel und das engagierte Team haben ihre Bewirtschaftungskonzepte wesentlich dem Erhalt der Biodiversität und der Artenvielfalt verschrieben. Der Hof verfolgt ein ganzheitliches Konzept der extensiven Beweidung mit Schottischen Hochlandrindern und fauna- und insektenfreundlichen Mahdtechniken. Maßnahmen wir eine langsame oder zeitlich gestaffelte Mahd (Mosaikmahd), großzügige Altgrasstreifen und gezielte Schonflächen werden in enger Absprache mit der Vogelschutzwarte durchgeführt. Fördermittel für Ausgleichszahlungen können über den Vertragsnaturschutz und den Agrarantrag beantragt werden.

Guido Leutenegger, einst Naturschützer, gründete in der Schweiz seine erste Hofwirtschaft und führt in Deutschland mit dem Großtrappenhof (Übernahme November 2022) seinen dritten Betrieb. Für sein Bewirtschaftungskonzept mit Direktvermarktung, erklärt der Schweizer, eignen sich Schottische Hochlandrinder mit ihrem besonderen Aussehen, ihrer Robustheit und Genügsamkeit besonders gut, zudem kommen sie gut mit extensiven Bedingungen und zunehmender Trockenheit zurecht. Ziel des Großtrappenhofes ist es, durch extensive Beweidung mit einem Tierbesatz von 0,6 GV je Hektar und der Anwendung faunaschonender, insektenfreundlicher Mahdtechniken einen Beitrag zu einer naturschutzfreundlicheren Landwirtschaft zu leisten.

Im Grünland empfiehlt Leutenegger Altgrasstreifen von mindestens 32 Meter Breite, um Füchsen das Auffinden von Nestern und brütenden Vögeln zu erschweren. Ackerflächen sollten in Bewirtschaftungspausen nicht brach liegen, sondern mit eingesäten Blühmischungen (Kosten rund 600 Euro/ ha) als Lebensraum für Insekten und Vögel dienen. Um zum Ende des Jahres ihre Funktion als Nahrungsgrundlage und Überwinterungsort für Vögel und Insekten nicht zu verlieren, sollten die Flächen zudem nicht gemäht werden.

Als eingesetzte Mahdtechnik führte Betriebsleiter Robert Jäkel das besonders insekten- und kleinsäugerschonende Doppelbalkenmähwerk der Firma BB-Umwelttechnik vor, Investitionskosten rund 68.000 Euro.

Bildmaterial (Quelle: FÖL e.V. /Eduard Fischer):
1. Betriebsleitung Großtrappenhof Guido Leutenegger (links) und Robert Jäkel: Download-Link

2. Vorführung Doppelbalkenmähwert: Download-Link

3. Schottische Hochlandrinder: Download-Link

Über die FÖL und das Naturschutzprojekt

Die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) setzt sich seit über 20 Jahren für mehr Bio in Stadt und Land ein.Der gemeinnützige Verein agiert als zentrale Anlaufstelle für Bio, Kommunikationsplattform und Wertschöpfungskettennetzwerk. Das Modellprojekt Naturschutzberatung Brandenburg ist ein Kooperationsprojekt der FÖL in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege, dem Landesamt für Umwelt sowie verschiedenen Agrarbetrieben. Das Projekt lief erfolgreich von 12/2018 – 12/2022 und wurde bis 12/2024verlängert.

Das Projekt „Entwicklung, Erprobung und Evaluierung eines übertragbaren Modells einer einzelbetrieblichen Naturschutzberatung im Land Brandenburg“ wird durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert.

www.naturschutzberatung-brandenburg.de