Höfesterben nimmt zu – Wege aus der Krise

Höfesterben nimmt zu – Wege aus der Krise

Initiative stellt Lösungen vor – Renaissance einer zeitlosen Idee – erste Erfolge zeigen, wie es funktionieren kann – Bereits 14 Höfe gerettet

Das Höfesterben in Deutschland läuft ungebremst weiter. Einer aktuellen Studie der Uni Göttingen zufolge wird sich die Zahl der Bauernhöfe in den nächsten 20 Jahren nochmals halbieren. Besonders kleinere und mittlere Familienbetriebe schließen für immer die Tore. Bodenspekulation, Massentierhaltung und Konzentration von Groß-Agrarbetrieben sind nur einige Gründe dafür.

Die Folgen sind Monokulturen, Bodenverdichtungen, Artensterben, Grundwasserbelastung sowie strukturelles Ausbluten ganzer Dorfregionen, mit unabsehbaren Folgen für Natur und nachkommende Generationen. Viele Experten schlagen deswegen Alarm. Initiativen wie die Kulturland eG schaffen jedoch Möglich­keiten, wie die Gemeinschaft konkret etwas dagegen tun kann. Erste Erfolgs­beispiele zeigen, dass es funktioniert. Gut 150 Hektar Land für 14 Höfe in ganz Deutschland haben die Genossinnen von Kulturland bislang gerettet.

Die Situation ist dramatisch: Jedes Jahr geben 3 Prozent der Höfe bundesweit auf. Dies entspricht 8.000 Betrieben im Jahr. Dabei wandelt sich die Landwirtschaft in Deutschland drastisch. Immer weniger Betriebe bewirtschaften immer größere Flächen und Viehbestände. Dies mit deutlich höherem Kapitaleinsatz, weniger festen Arbeitskräften und mehr Lohnarbeitern.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Betriebe um die Hälfte zurückgegangen, dabei sank die Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel, so der Deutsche Agraratlas 2019. Besonders betroffen sind dabei kleinere Betriebe bis 100 Hektar landwirtschaftlicher Fläche, so der letzte Agrarbericht der Bundesregierung . Ganz offensichtlich: der Strukturwandel ist in vollem Gange.

Explodierende Bodenpreise
Die Bodenspekulation hat weiter zugenommen – auch als Folge jahrelanger Niedrigzinspolitik seit der Finanzkrise 2008. Der Run auf Grund und Boden als lukrative Kapitalanlage geht unverändert weiter. Allein in Deutschland haben sich in den letzten zehn Jahren die landwirtschaftlichen Bodenpreise mehr als verdoppelt. Den Zuschlag erhalten meist finanzstarke, aber landwirtschafts­ferne Investoren oder intensiv wirtschaftende Großbetriebe.

Demzufolge erhöhen sich auch für ursprüngliche Landnutzer die Boden- und Pachtpreise. So lag der durchschnittliche Kaufpreis für ein Hektar landwirtschaftliche Fläche in 2017 im bundesweiten Durchschnitt bei 24.064 Euro, in Bayern sogar bei 60.864 Euro pro Hektar[5]. Für extensiv oder sogar biologisch wirtschaftende Landwirte und auch Jungbauern sind diese Investitionen kaum noch zu stemmen. Genau hier setzt die Kulturland eG ein.

Renaissance einer zeitlosen Idee
Die Genossenschaft organisiert Gemeinschaftseigentum an Grund und Boden für die bäuerlich geführte, ökologische Landwirtschaft und verpachtet die Flächen an Landwirte zu fairen Preisen. Denn mithilfe eines gemeinwohl­orientierten Genossenschaftsmodells will sie bäuerliches Land langfristig aus der Spekulation retten. „Land als Gemeingut“ soll den Menschen als Idee für eine Landwirtschaft mit Zukunft näher gebracht werden. Und dabei kann jeder mitmachen: Die Menschen erwerben Anteile ab 500 Euro an der Kulturland-Genossenschaft und können so das Land als Kulturgut langfristig erhalten.

Die Kulturland eG kauft nun mit diesem Geld das Land und verwaltet es als Gemeinschaftseigentum. Den Höfen stellt sie dann den Boden gegen eine günstige Pacht zur Verfügung und sichert ihn so langfristig vor Spekulation. Dadurch kann ein Hof langfristig planen, Humusaufbau statt Bodenauslaugung betreiben – und vor allem: überleben. Damit gibt die Kulturland eG das Land nicht nur seiner ursprünglichen Nutzung zurück – und bewahrt es davor, zur Kapitalanlage zu werden.

Sondern damit können die Menschen auch gemeinschaftlich ein deutliches Zeichen setzen gegen Landgrabbing, Monokulturen, Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft. Die Gemeinschaft kann so ein positives Signal geben für die bäuerliche Landwirtschaft, die mehr und mehr verschwindet. Denn gerade kleine, ökologisch nachhaltig arbeitende Betriebe fördern die Artenvielfalt, erhalten die Bodenfruchtbarkeit und sichern nicht zuletzt Dorfgemeinschaften die strukturelle Existenz und Lebensader.

Positivbeispiele zeigen: die Idee hat Erfolg
Seit ihrer Gründung in 2014 haben sich in der Kulturland eG über 500 Genossinnen zusammen­geschlossen und gut 150 Hektar Land für 14 Höfe in ganz Deutschland gerettet. Jüngstes Beispiel ist der Landkulturhof Klein Trebbow, dessen solidarische Landwirtschaft vor dem Aus stand. 33 Hektar Land sollten verkauft werden. Diese Flächen konnten für den Hof gesichert werden. Der Existenz­verlust drohte auch dem Luzernenhof. Der Verkauf der Hofstelle mit 12 Hektar Land sollte mit 795.000 Euro zu Buche schlagen. Für die Betreiber schier unmöglich zu tragen. Auch diesen Hof konnte die Genossenschaft in gemeinschaftlicher Finanzierung vor dem Aus retten.

Die Kulturland eG widmet sich vor allem kleineren, regional eingebundenen Höfen, deren Existenz oftmals vom Verlust von nur wenigen Hektar Land bedroht ist. Die Idee von Kulturland ist, dass das Land nicht als Eigentum eines Investors oder als Kapitalanlage gesehen wird. Stattdessen ist es vielmehr ein Gemeingut, das für Enkel und Urenkel bewahrt werden muss – ganz im Sinne einer „Allmende“. So bezeichnete man ursprünglich ein zum Dorf gehörendes Land, welches von den ansässigen Bauern gemeinsam genutzt wurde. Neue Bodeneigentumsträger wie die Kulturland-Genossenschaft geben Jungbauern eine Chance, ohne lebenslange Verschuldung eine Existenz aufzubauen.

Äcker und Wiesen in ihrer Hand sind nicht mehr verkäuflich, sondern werden für künftige Generationen bewahrt. Statt der kapitalstärksten Investoren dürfen nun die Bauern das Land bewirtschaften, die das im Sinne der Gemeinschaft am besten können: regional eingebunden, vielfältig und enkeltauglich.

Weitere Beispiele für gerettete Höfe:
https://kulturland.de/%C3%BCberblick

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