Berlins Sonderweg: Bio in der Schulverpflegung

funny kids group eating in kindergarten
Unser Bezug zu Essen wird schon früh geprägt. Lernen wir bereits als Kinder, dass Kochen Spaß macht und frisch zubereitetes Gemüse schmeckt, wirkt sich das lebenslang auf unsere Ernährung aus.
Group of children as elementary students at buffet line, enjoying variety of food options

Daraus folgt: Wer Kinder ernährt, trägt eine Verantwortung für deren zukünftige Gesundheit. Und wer viele Kinder ernährt, der übernimmt eine gesellschaftliche Aufgabe, sind doch heute über 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zu dick und fast 6 Prozent sogar adipös.

Eine gute Schulverpflegung ist der stärkste Hebel, mit dem der Staat Einfluss nehmen kann auf eine gesunde Ernährung von Kindern. Berlin hat das erkannt und sich in den letzten Jahren zu einem Vorreiter entwickelt. Bereits 2019 wurde für über 164.000 Grundschüler in der Hauptstadt ein kostenfreies warmes Mittagessen eingeführt. Berlin übernimmt seit August 2024 für mittlerweile über 179.000 Grundschülerinnen und Grundschüler die Kosten von 5,16 Euro je Schulessen. Das ist in Deutschland einmalig.

Die Cateringunternehmen müssen sich auf Ausschreibungen mit strengen Qualitätsstandards bewerben. Neu ist seit 2024, dass in der Ausschreibung ein Festpreis pro Essen vorgegeben ist, es also keinen Preiswettbewerb, sondern einen Qualitätswettbewerb gibt. Und hier kommen u. a. die Bio-Zutaten ins Spiel. Denn in der öffentlichen Vergabe an die Cateringunternehmen stieg der festgelegte Mindest-Bio-Anteil in den vergangenen Jahren.

Bei der letzten Vergabe durch den Berliner Senat für das Schuljahr 2024/25 lag der Bio-Anteil im Schulessen bei mindestens 50 Prozent. In bestimmten Lebensmittelgruppen1 wie Milchprodukten, Obst, Getreide oder Kartoffeln ist sogar ein Bio-Anteil von 100 Prozent gefordert. Bietet ein Caterer einen höheren Bio-Anteil, also mehr Bio-Zutaten als gefordert, erhöht er seine Zuschlagschancen.

Ein höherer Bio-Anteil ist nachhaltig, weil bei der Erzeugung, Verarbeitung, dem Transport und der Zubereitung von Lebensmitteln eine Vielzahl an Ressourcen, wie z. B. Boden oder Wasser, geschont werden. Auch ist bei der Verarbeitung von Bio-Lebensmittel nur eine geringe Anzahl unverzichtbarer Zusatz- und Konservierungsstoffe erlaubt. Und die Verwendung genetisch veränderter Organismen sowie die Strahlenbehandlung von Lebensmitteln sind verboten.

Ein hoher Bio-Anteil ist nicht nur ein Qualitätsmerkmal der Berliner Schulverpflegung, sondern auch ein Instrument der öffentlichen Hand, um eine gesunde Ernährung in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Kantinen zu fördern. Durch die Nachfrage nach biologisch erzeugten Lebensmitteln entstehen neue Marktstrukturen, die auch regionalen Bio-Erzeugern und -Erzeugerinnen zugutekommen.

Besonders sinnvoll ist es, wenn ökologische Zutaten, am besten direkt aus der Region, in den Schulen auf die Teller kommen. Viele Bio-Produkte wie Brot, Getreide und Milch können bereits regional bezogen werden, doch es gibt vor allem bei Gemüse und weiterverarbeiteten Produkten noch Potenzial – bisher liefert Brandenburg nur einen Bruchteil der benötigten Gemüse- und Obstmengen. Auch fehlen Verarbeitungsbetriebe, die beispielsweise Kartoffeln schälen. Dabei könnte die Gemeinschaftsgastronomie im Prinzip einen immensen Nachfragesog nach bioregionalen Lebensmitteln auslösen. Das Land Brandenburg unterstützt seit einigen Jahren den Aufbau von Verarbeitungsbetrieben und Wertschöpfungsketten.

Die FÖL engagiert sich zusammen mit verschiedenen Partnern wie der Vernetzungsstelle Schulverpflegung seit Jahren in der Ernährungsbildung an Schulen und Kitas. So können Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte im Schulprojekt „Wissen was schmeckt“ zum Beispiel Bio-Betriebe selbst kennenlernen und mit regionalen Bio-Zutaten kochen.

Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin e. V. wurde 2006 als gemeinnütziger Verein gegründet. Sie macht sich stark für eine qualitativ hochwertige und gesundheitsförderliche Gemeinschaftsverpflegung von Kindern und Jugendlichen. https://www.vernetzungsstelle-berlin.de/

1 Leistungsbeschreibung.pdf