Was macht Ökolandbau aus?

Der Boden ist die Grundlage jeder Landwirtschaft und für Bio-Betriebe steht dessen langfristige Fruchtbarkeit im Zentrum.

Mikroorganismen, Pilze und Kleinstlebewesen sind dabei die wichtigsten Helfer. Ist der Boden gesund, gibt es auf einem einzigen Teelöffel mit Erde Milliarden von ihnen. Sie stellen unter anderem aus Blättern, Ernteresten und Mist den sogenannten Humus her und damit den Teil der obersten Bodenschicht, der Kohlenstoff bindet und so der Klimaerwärmung entgegenwirkt. Mit diesem Humus schaffen die Bodenbewohner nicht nur einen reichen Lebensraum für sich selbst, sondern auch ein Nährstoffdepot.

Damit – anstelle von chemisch-synthetischen Mineraldüngern, die sind im Ökolandbau tabu – beliefern sie die Ackerpflanzen mit den Stoffen, die in der jeweiligen Wachstumsphase gerade benötigt werden. Ein hervorragendes Futter fürs Bodenleben sind Kompost und Stallmist. Die bringen die Nährstoffe zurück in die Erde, die mit der Ernte verschwunden sind. So bleibt der Humusgehalt des Bodens dauerhaft erhalten und nimmt im besten Fall sogar weiter zu. Ein weiterer Vorteil der unterirdischen CO2-Lagerung: Humusreiche Böden können besonders gut Wasser speichern und leisten damit einen wichtigen Beitrag gegen Überschwemmungen.

Zu den wichtigsten Pflanzennährstoffen zählt Stickstoff. Wo es zu wenig davon gibt, bleibt die Ernte mickrig. Weil der Ökolandbau auf natürliche Stickstofflieferanten angewiesen ist, nutzen Bio-Landwirtinnen und -landwirte Hülsenfrüchte, auch als Leguminosen bekannt, wie Erbsen, Bohnen und Klee. Die können mit Hilfe von speziellen Bodenbakterien den Stickstoff aus der Luft einfangen, an ihren Wurzeln in Knöllchen binden und zu pflanzenverfügbaren Verbindungen umwandeln. Bleiben die Wurzeln im Boden, können auch nachfolgende Kulturen davon profitieren. Pro Hektar kommen da durchaus 70 bis 80 Kilo zusammen1.

Weil sich auf großen Flächen mit nur einer Kultur Schädlinge und Krankheiten schnell ausbreiten können, setzt der Ökolandbau auf Vielfalt und Nützlinge. Damit sich Schlupfwespen, Marienkäfer, Bienen und Eidechsen ansiedeln, pflanzen viele Bio-Betriebe Hecken und legen Blühstreifen an. Außerdem kommen Pflanzenarten und -sorten zum Einsatz, die mit der jeweiligen Umgebung gut klarkommen. So können sich Parasiten und Krankheiten weniger stark ausbreiten. Nur in Ausnahmefällen darf im Ökolandbau gespritzt werden. Die EU erlaubt hier nur wenige Dünge- und Pflanzenschutzmittel2.

Ob eine Gegend trocken oder feucht ist und der Boden sandig oder lehmig, hat großen Einfluss darauf, was gut gedeiht. Bio-Pflanzen müssen robust sein und mit vergleichsweise wenig Dünger gute Erträge bringen. Entsprechendes Saatgut zu finden ist allerdings nicht einfach, weil es auf dem Markt überwiegend Sorten gibt, die in ganz unterschiedlichen Regionen hohe Erträge bringen sollen. So sind 90 Prozent der Gemüsesorten Hybride, können sich also nicht mehr selbst vermehren3. Inzwischen gibt es jedoch eine rege Szene, die sich auf politischer und praktischer Ebene für regionale und nachbaubare Sorten einsetzt. Außerdem schreibt die EU vor, dass Bio-Betriebe Samen und Setzlinge nutzen müssen, die ökologisch vermehrt wurden4. Allerdings stammen die meisten noch von konventionellen Pflanzen ab. Die Zucht ökologischer Sorten ist mühsam und zeitaufwändig – aber überaus notwendig. Weil sich die Umwelt ständig verändert, ist es gut, wenn eine große Vielfalt existiert, so dass es für die jeweiligen Gegebenheiten passende Sorten gibt.

Vielfalt im Ökolandbau bedeutet auch Abwechslung in der Fruchtfolge. Sprießen beispielsweise auf einem ehemaligen Zwiebelfeld im darauffolgenden Jahr Möhren, gedeihen in der Saison danach Kohlköpfe besonders gut. Kluge Anbaupläne helfen auch dabei, den Krankheitsdruck unter Kontrolle zu halten. Und gegen die Ausbreitung von Wildkräutern kommen vor allem Hacke und Striegel zum Einsatz.