Tiere auf Bio-Betrieben

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Unsere Nutztiere liefern nicht nur Fleisch, Eier und Milch, sondern auch Mist – und damit wertvollen Dünger.
Mobiler Hühnerstall mit Wublitzrind GbR (Gernot Engelmann)

Allerdings darf es nicht zu viel davon geben, sonst können die Pflanzen die Nährstoffe nicht mehr aufnehmen und der Regen schwemmt sie in Flüsse und Seen oder sie sickern ins Grundwasser – woher der größte Teil unseres Trinkwassers stammt. Vor allem bei der Stickstoffverbindung Nitrat ist das im Hinblick auf die menschliche Gesundheit kritisch.

Um so etwas auszuschließen, gibt es im Ökolandbau genaue Vorgaben: Jeder Betrieb darf nur so viele Rinder, Schweine und Hühner halten, wie der selbst bewirtschaftete Boden verträgt. Ziel ist ein geschlossener Nährstoffkreislauf. Deshalb ist die Zahl der Tiere an die verfügbare Fläche gebunden. Die Düngemittelverordnung erlaubt 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr,1 was etwa den Ausscheidungen von zwei Milchkühen entspricht und als Berechnungsgrundlage der EU-Öko-Verordnung dient.2 Ökologische Anbauverbände wie Demeter und Naturland sind strenger. Hier muss der Hof für je drei Milchkühe etwa 20.000 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche nachweisen können.3

Die Haltungsbedingungen für Bio-Tiere sind genau definiert. Für Bio-Rinder gilt: Jedem Tier stehen laut EU-Öko-Verordnung mindestens sechs Quadratmeter Stallfläche und 4,5 Quadratmeter Auslauf im Freien zur Verfügung. So können sie sich frei bewegen, im Stall an Kuhbürsten reiben und ständig mit ihren Artgenossinnen Kontakt aufnehmen, wie es ihnen als Herdentieren entspricht. Für Ruhephasen gibt es mit Stroh ausgepolsterte Liegeplätze. Für andere Tierarten gibt es ebenfalls konkrete Vorgaben. So müssen Freilandgehege für jedes Huhn mindesten vier Quadratmeter aufweisen, das Federvieh kann picken und scharren. Mobile Stallsysteme sind im Ökolandbau besonders verbreitet, durch deren regelmäßiges Versetzen haben die Hühner immer frisches Grün, und die Überdüngung der Weideflächen wird vermieden. Schweine wiederum behalten im Ökolandbau ihre Ringelschwänze, können wühlen und so ihr natürliches Verhalten ausleben.

Wer Milch mit einem Verbandssiegel kauft, kann zudem sicher sein, dass die Kühe ihre Hörner behalten dürfen, im Sommer Gras rupfen und auch im Winter mindestens zweimal wöchentlich auf die Weide dürfen. Einen Zugang zu frischer Luft haben sie jederzeit. Dass alle Bio-Tiere ausschließlich Bio-Futter bekommen und Gentechnik dabei ausgeschlossen ist, ist selbstverständlich. Zusätzlich muss das Futter zu mindestens 60 Prozent auf den betriebseigenen Flächen angebaut werden oder aus der Region stammen. Vegetarier wie Kühe, Schafe und Ziegen fressen in Bio-Betrieben über 60 Prozent sogenanntes Raufutter, also Gras oder Heu. Als Wiederkäuer sind sie in der Lage, daraus mit Hilfe ihrer vier Mägen hochwertige Proteine – Milch und Fleisch – herzustellen. Auch Schweine und Geflügel werden teilweise mit Raufutter gefüttert, weil das ihre Gesundheit stärkt.

Zu Unrecht werden Rinder oft als Klimakiller denunziert. Tatsächlich stoßen sie das klimaschädliche Methan aus – sowohl vorne als auch hinten. Doch zugleich können sie zum Klimaschutz beitragen, wenn sie auf einer Weide Gras fressen und so das Wurzelwachstum der Pflanzen anregen: Grünland speichert deutlich mehr CO2 als Ackerflächen.4 Nicht die Kühe an sich sind also bei richtiger Haltung und Fütterung das Problem.

Im Fall von Krankheit bekommen Bio-Tiere allenfalls dann Antibiotika und andere Medikamente verabreicht, wenn pflanzliche Mittel nicht helfen. Künstliche Wachstumsförderer sind verboten.5 Viele Bio-Höfe bemühen sich, robuste Tierrassen einzusetzen, die gut mit den natürlichen Bedingungen zurechtkommen und mehr als einen Nutzen bringen. Diese Zwei- oder Dreinutzungsrassen – am Beispiel des Schafs liefern sie Fleisch, Milch und Wolle – sind in den Ställen sehr selten geworden und stehen häufig auf Listen bedrohter Tierrassen. Umso wichtiger ist ihre Zucht und damit der Erhalt. Bei der Hühnerhaltung gibt es einige Bio-Initiativen zum Bruderhahn. Bei denen wird auch der männliche Bruder der für die Eierproduktion gezüchteten Hennen aufgezogen.

Am Ende des Lebens steht für Nutztiere fast immer die Schlachtung. Der Weg dorthin sollte möglichst kurz sein. Für Mitgliedsbetriebe der ökologischen Anbauverbände sind vier Stunden Transport das absolute Maximum. Populärer werden der Weideschuss und die mobile Hofschlachtung, was für die Tiere mit Abstand am stressfreiesten ist und sich auch in der Qualität des Fleischs widerspiegelt.